Non sognare la tua vita, vivi il tuo sogno

Leben im Salento (Apulien)

Autofahren im Salento

-      Apulien (ital. Puglia [pulja]), am Stiefelsporn Italiens, ist eine stille Schönheit. Wer nach Puglia zu Besuch kommt, sollte sich die Zeit nehmen, still auf eine Treppenstufe oder auf den Brunnenrand auf der Piazza setzen oder in einer Gelateria einfach eine Stunde das Treiben der Menschen beobachten. Wer Puglia nur besucht, um das Ziel Apulien "abzuhaken" .... bitte nicht nach Puglia kommen (es soll interessantere Ziele auf der Erde geben). In Puglia leben die Menschen, sie existieren nicht nur. Immer mehr deutsche Rentner entdecken Puglia und schaffen sich hier ihr kleines "Paradies". Apropos Paradies: Paradies bedeutet aber auch Arbeit, ..... aber Arbeit, die Spaß macht.

-       mindestens 300 Tage im Jahr scheint die Sonne und grinst einem morgens beim Aufstehen schon entgegen –darauf kann man sich verlassen. Nur Januar und Februar sind ekelige Wettermonate, vergleichbar mit dem trüben deutschen November. In Puglia verdient der Sommer (estate) seinen Namen.

-       keine Erdbeben (die Apennin sind weit entfernt), keine Überschwemmungen (es gibt keine Flüsse), keine Erdrutsche (es gibt keine Berge), keine Waldbrände (es gibt keine Wälder, nur Oliven- und Weinplantagen), keine Vulkane (Neapel ist ca. 200 km entfernt und so weit spuckt kein Vulkan)

-       Apulien ist ursprüngliches Italien, hier "ist die Welt noch in Ordnung". Aus diesem Grund wurde der Film "Maria, ihm schmeckt`s nicht" auch in Apulien gedreht.

-       Apulien ist eines der Armenhäuser Europas. Sehr viele Menschen sind arbeitslos. Trotzdem gibt es weniger Diebstähle und Einbrüche als in vielen Gegenden Deutschlands. Kein Italiener möchte übrigens auf die Mafia angesprochen werden (er schämt sich als Italiener wegen dieser wenigen Mitmenschen. Auch in Deutschland möchte keiner als Rechtsradikaler angesehen werden, nur weil die Medien im Ausland von Neonazis berichten), von der man eh nichts mitbekommt.

-       Die Menschen im Salento (Pugliesen) sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit. Deutsche sind gern gesehen, solange sie sich nicht als Deutschen wichtig nehmen und entsprechend sich aufführen. Und nie vergessen: Wir sind Gäste in Italien und entsprechend verhalten wir uns. Einige Pugliesen sprechen mehr oder weniger deutsch, weil sie für einige Zeit in Deutschland gearbeitet haben. Aufgrund der Temperaturdifferenzen haben es viele aber nicht lange in Deutschland ausgehalten, entsprechend gering ist ihr deutscher Wortschatz. Als Zugewanderter sollte man schon (etwas) italienisch sprechen können, damit wächst die Akzeptanz.

-       Viele Familien im Salento haben zwei Wohnungen. Im „Winter“ leben sie in den Dörfern und Städten. Von Mai bis Oktober wohnen sie in Campagna (auf dem Lande) in ihrem Landhäuschen (Lamia) oder Trullo inmitten der Oliven- und Feigenhaine.

-       In diesen „Plantagen“ fällt einiges an Strauch- und Baumschnitt an. Man packt es auf einen Haufen und zündet es einfach an. Weil während des Brennvorganges  unangenehmer Rauch entsteht, fährt man solange einkaufen oder woanders hin. Erzählt man einem Italiener von deutschen Brennvorschriften, fasst er sich an den Kopf. Er versteht die deutsche Regulierungswut nicht. Überhaupt ist das Leben in Apulien individueller und zwangloser. Eine Überwachung findet zwar auch statt, allerdings nur durch die Nachbarn.

-       In der Mittagszeit von 13 – 15 Uhr sind die Dörfer und Städte ausgestorben. Der Italiener schläft dann und möchte nicht gestört werden. Nur die großen Supermärkte sind durchgehend geöffnet.

-       Auch am Sonntag –obwohl die Menschen im Salento streng katholisch und sehr gläubig sind- sind die Kreativ(Bau)- und Einkaufszentren bis abends 21 Uhr geöffnet. Dann wird es auf den Parkplätzen schon mal eng, es ist Familieneinkaufstag.

-       Die Infrastruktur könnte nicht viel besser sein: - Für das Leben in Campagna benötigt man aber unbedingt ein Auto (Mofas sind nur in den Dörfern und Städten unterwegs). Die „Feldwege“ sind überwiegend asphaltiert (EU-Fördermittel?). Es gibt ein Labyrinth an gut ausgebauten Wegen. - Jedes Dorf hat mindestens einen, meistens mehrere Supermärkte (auch Lidl und Penny sind vertreten) –jeweils ca. 6 km von unserem Campagna-Haus entfernt sind drei größere Dörfer. Vor Mesagne –ca. 15 km von unserem Campagna-Haus entfernt - und vor Brindisi –ca. 20 km von unserem Campagna-Haus entfernt - sind direkt an der mautfreien Autostrada große Einkaufszentren mit vielerlei Geschäften. Ein großer Kreativ(Bau)markt ist ebenfalls vor Mesagne. Auch die medizinische Versorgung ist ordentlich: Neben dem  Gesundheitszentrum in San Vito dei Normanni und einem riesigen Klinikum mit guten Ärzten an der Autostrada vor Brindisi gibt es in allen Dörfern und Städten zahlreiche Ärzte und Apotheken.

-       Die Preise in den großen Märkten sind denen in Deutschland fast gleich. Günstiger kann man auf den Wochenmärkten oder beim Straßenhändler einkaufen.

-       Apropos Kosten: - In Campagna hat man alleine oder mit anderen einen Brunnen und -besonderer Luxus wie bei uns- einen kleinen eigenen Hochbehälter. Das gepumpte Wasser ist kostenlos, bezahlt wird nur der Strom für die Pumpe. - Die Abwässer landen in einem unterirdischen Betonbehälter. Der Inhalt (nicht mehr stinkend!!) wird einmal im Jahr mit einer Baumarkt-Gartenpumpe unter die Olivenbäume gepumpt, die sich mit einer noch reicheren Ernte dafür bedanken. – Die Grundgebühr für Haus und Acker ist wesentlich geringer als in Deutschland. Für den Hauptwohnsitz zahlt man fast nichts .... wesentlich sozialer als in Deutschland. Eigentlich sollte jeder Politiker glücklich sein, wenn sich ihre Wähler selbst um ihren Wohnraum kümmern ... nicht so in Deutschland, hier wird der Eigentümer noch zusätzlich finanziell bestraft. – Erweitert man in Italien sein Häuschen, macht man das einfach (natürlich meistens ohne die Gemeinde zu fragen). Kann sein, dass die Gemeinde dann irgendwann mal nach vielen Jahren einen Strafbescheid schickt und man die Baumaßnahme nachgenehmigen lassen muss, kann aber auch sein (der Normalfall), dass man in Ruhe und vom Staat unbehelligt weiter in seinem neu angebauten Teil bis ans Lebensende wohnen kann. In Italien stürzen genau so wenige Häuser ein wie in Deutschland (trotz 150%-iger Statik in Deutschland).

-       Winter (Januar und Februar) in Apulien ist wie Frühling in Deutschland. Minustemperaturen und Schnee gibt es in Apulien nicht (nur deshalb liebt unsere Nachbarin den Schnee). -Ab März grünt und blüht die Landschaft. -Ab Ende Mai ist Badezeit mit angenehmen  Warmduschertemperaturen in der Adria. -Juli und August sind die trockenen Monate (durchschnittliche Tagestemperaturen von 30-40 Grad). Es ist auch Zikadenzeit: Bei Sonnenaufgang gibt ein sexwilliges Zikadenmännchen den Befehl für die anderen Zikadenmachos zum Starten der Lockrufe, bei Sonnenuntergang den Befehl zum Einstellen der Lockrufe. Schlagartig verstummen dann alle Anderen. Und es ist Gecko-Zeit: Millionen Echsen wuseln unter und zwischen Steinen und Sträuchern. Und abends schleicht gelegentlich mal eine bis zu zwei Meter lange harmlose schwarze Schlange übers Grundstück. Lästig sind die heimtückischen Zanzare (Tigermücken). Also sich mit Spray schützen. - Wenn im September wieder gelegentlich Regen fällt –bei konstanten Tagestemperaturen immer noch oberhalb von 20 Grad-, beginnt der zweite Frühling: alles grünt und blüht zum zweiten Mal im Jahr. Rosen und Geranien blühen bis Weihnachten. - Ab Oktober –die Olivenernte beginnt- sind Tagestemperaturen zwischen 10 und 20 Grad, allerdings können nachts die Temperaturen schon mal auf nur noch 3 Grad plus sacken. Dann braucht man abends im Haus eine Heizung. Viele heizen mit Holz (ist genügend im Garten vorhanden, man muss es nur rechtzeitig horten) und / oder mit Strom. Strom ist billiger als in Deutschland (in Deutschland wird in den nächsten Jahren aufgrund der nicht durchdachten -was ist von kurzfristig denkenden deutschen Politikern auch anders zu erwarten- "Energiewende" der Strompreis explodieren!). Sehr viel kostengünstigen Atomstrom importiert Italien aus Frankreich. Italien selbst hat keine Kernkraftwerke. Auch mit Erdgas aus der Adria wird in den Städten und Dörfern geheizt. Andere heizen mit teuren Holzpellets.

-       Die Friedhöfe sind sehenswerte Welten für sich, von kleinen aufwändigen Familientempeln über „deutsche“ Grabstätten bis zu „Schubkastengräbern“ in Etagenwänden. Ein besonders besuchenswerter Cimitero ist vor den Toren Latianos.

-       Apropos sterben: Rauchen (Tabakwaren sind in Italien etwas teurer als in Deutschland) im Ristorante oder in der Trattoria ist verpönt und wird vom Wirt untersagt. Selbst die Pugliesen haben gemerkt, dass Essen besser schmeckt, wenn man nicht gleichzeitig Qualm einatmen muss. Italiener sind –was Essen angeht- Genießer. Der Stand bei Mac Matsch im Einkaufszentrum bei Mesagne ist nie überfüllt.

-       Morgens isst der Italiener meistens … nichts …. nur einen Espresso, man ist noch vom Vorabend satt. Am frühen Vormittag isst er ein schnell mal gekauftes „Gummi“-Brötchen (aus der Plastiktüte). Mittags auch nur wenig, evtl. einen Salat oder eine Focaccia. …. Aber abends wird reingehauen, warmes Essen mit mehreren Gängen.

-       Die Speiserestaurants im Salento bieten warmes Essen meistens erst ab 21 Uhr an. Kunden sind Italiener, Apulien ist kein Reisegebiet für Nichtitaliener, obwohl das Adriawasser in Apulien zu den saubersten Badewässern im Mittelmeer gehört und es fantastische und geschichtsträchtige alte Städte und Dörfer mit schönen und interessanten Bauwerken gibt. Touristenbusse sind sehr sehr selten zu sehen, eigentlich gar nicht … und das ist gut so! Apulien ist ein Geheimtipp nur für Insider…. und …. Apulien macht süchtig!

-       Die Einkaufsquittung –selbst die vom Straßenhändler- sollte man (bis ins Auto, man geht nicht Zufuß) mitnehmen, die Finanzpolizei macht gelegentlich in Zivilkleidung Kontrollen. Sowohl der Verkäufer als auch der Käufer zahlen dann eine Strafe, sollte keine Quittung vorhanden sein. Die Summe auf der Quittung muss aber nicht immer unbedingt identisch mit dem gezahlten Betrag sein, um die Finanzpolizei zufrieden zu stellen.

-       Samstag- und Sonntagmorgen ist „Ballerzeit“. Männer in Jagdmontur –wegen der bella figura- gehen schießend durch die Oliven- und Feigenplantagen und versuchen mit ihren Schrotflinten, Vögel (hpts. Krähen und Elstern) zu schießen. Gelegentlich regnet es dann schon mal Schrotkörner vom Himmel. Aus Versehen wird auch mal ein Kollege getroffen. Die Vögel haben in Apulien keine natürlichen Feinde außer den Menschen.

-       Wilde ängstliche Hunde –meistens in Rudeln- und Hauskatzen, die in den Wintermonaten in Campagna bleiben müssen, streunen durch die Gegend und suchen nach Nahrung. Die Müllsäcke, die auf Abholung warten, werden dann von den Hunden und Katzen zerrissen und der Inhalt in der Umgebung verteilt.

-       Seit Ostern 2013 wird auch im Salento Müll getrennt. Die Müllcontainer an den Straßenrändern sind fast alle verschwunden, nur in Campagna stehen an einigen Stellen –und auch nur die Insider wissen wo- noch die Container, in die man alles werfen kann. Seitdem die Container abgeschafft wurden, wird die Gegend mülliger. Im Sommer kommen italienische Familien, um in Campagna Ferien zu machen, wissen aber nicht, wo sie ihren Müll entsorgen können und stellen die Müllsäcke an den Straßenrand. Die hungrigen Hunde kommen vorbei ….. die Folgen der Zivilisation verteilen sich weitläufig unter den Olivenbäumen und an den Straßenrändern. Meldet man seinen Müll bei der Gemeinde an –so wie wir :)-, kommen nach Absprache regelmäßig Müllmänner mit ihrem kleinen Fahrzeug vorbei und nehmen die Abfälle mit.

-       man fährt gemütlich (die wenigen Bekloppten schaffen sich selber ab, für sie wird dann von Angehörigen und Freunden ein kleiner Strauß aus Plastikblumen am Straßenrand aufgestellt). An den Straßenrändern im Salento findet man aber nicht so viele Gedenksträuße wie an manchen deutschen Straßen.

-       Autobahn-Maut zahlt man südlich von Bari nicht mehr.

-       Keine Ampeln mit Blitzerkisten, Ampeln sind sowieso eine Rarität, dafür gibt es sehr viele Kreisverkehre und das funktioniert sehr gut

-       Keine Geschwindigkeits-Radarkisten. Geschwindigkeits-Überwachungen müssen in Italien durch ein Schild an der Fahrbahn vorher angekündigt werden, sonst ist die Messung rechtlich nicht verwertbar. Bei den sehr wenigen Kontrollen baut die Polizei einen Tisch neben ihrem Polizeiwagen am Straßenrand auf und stellt ihr Radargerät -weit sichtbar- auf den Tisch.

-       Ein Stopp-Schild bedeutet: Schaue mal kurz auf die Vorfahrtstraße. Kommt jemand schnell auf die Kreuzung zugefahren, halte vorsichtshalber an. Kommt kein Fahrzeug oder trödelt der Heranfahrende, fahre zügig weiter und halte nicht den Verkehr hinter dir auf.

-       Überholverbotsschilder sind reichlich an den Straßenrändern. Das Überholverbot besagt aber nur: Es könnte sein, dass dir auf dieser Strecke einer entgegen kommen könnte, nur dann solltest du nicht überholen (da sonst Plastikblumen am Straßenrand von deinen Angehörigen aufgestellt werden müssten).

-       Apulien gehört auch zu Italien, also gilt auch hier das Handy-(Telefonino oder auch Cellulare) Verbot beim Autofahren. Pugliesen sehen in diesem Verbot aber keinen Sinn. Man fährt dann ggf. etwas langsamer beim Telefonieren. Einen ausländischen Autofahrer erkennt man daran, dass er beim Autofahren nicht das Handy am Ohr hat. Kein Carabiniere achtet auf telefonierende Autofahrer.

-       An den Straßenrändern der Kreisstraßen und ausgebauten Feldwegen stehen keine Seitenpfähle mit Katzenaugen, man fährt bei Dunkelheit automatisch vorsichtiger und langsamer.

-       Ab und zu fahren Polizeifahrzeuge mit Blaulicht auf der Autostrada – ohne Grund, das Blaulicht muss getestet werden.

-       Der Straßenbelag in den Dörfern und Städten ist stellenweise miserabel. 30km/h-Schilder sind nicht nötig. Möchte man sein Auto noch länger fahren, drosselt man das Tempo automatisch.

-       Überhaupt: das Auto ist für die meisten Italiener nur ein Fortbewegungsmittel (ein Italiener geht nicht zu Fuß, höchstens vom Parkplatz ins Geschäft). Autos ohne Schrammen und/oder Beulen gibt es nur bei Neuwagen, die noch beim Händler stehen. Nur wenn das Auto durch einen Unfall absolut nicht mehr fahrtüchtig ist, ruft man die Polizei.

-       Italiener sind kommunikationsfreudige Menschen, die sich im Maschinengewehrtempo unterhalten. Sieht der vorausfahrende Fahrzeuglenker im Dorf / in der Stadt einen Bekannten, hupt er, hält mitten auf der Straße an und muss kommunizieren –egal wer und wie viele hinter ihm warten müssen und nicht weiterfahren können. Die Wartenden verstehen das und warten geduldig.

-       Betätigt der Italiener die Lichthupe, bedeutet das, dass er Vorfahrt hat/ich fahre (Mamas Pasta wird sonst kalt)- anders als in Deutschland, wo man häufig nicht weiß, was der Andere will.

-       Vorfahrt hat, wer eine Lücke im Verkehr findet, in diese schlüpfen kann und meint schneller an sein Ziel zu kommen.

   
Wer die deutsche -bis ins kleinste Detail geregelte- Mentalität bevorzugt, sollte Italien meiden.